Nutzung

Neben dem Wohnstallhaus war der Stadel einst das wichtigste Gebäude eines Bauernhofes, denn er beherbergte die gesamte Ernte an Getreide und Heu. Als Zweckbau war seine Bauweise vor allem von der Funktion bestimmt. Die ursprüngliche Struktur des Pittmannsdorfer Jurastadels entspricht einem jahrhundertelang erprobten Grundriss (→Beschreibung).

Ansicht von Südost, 2008. Der Stadel wurde damals noch landwirtschaftlich genutzt (Foto: Ernst Böhm)

In der Gebäudemitte auf den beiden Traufseiten gab es zwei große Einfahrtstore, die auch hochbeladene Wägen aufnehmen konnten. Die Tenne führte durch das gesamte Gebäude. Sie war durchfahrbar, um kompliziertes Rückwärtsrangieren zu vermeiden. Rechts und links von ihr konnten das in Garben eingefahrene Getreide direkt in die seitlichen, durch Barrenriegel abgetrennte Stapelräume, die sogenannten Viertel (auf dem Tangrintel hat man diese auch als „Stock“ bzw. „Stöcke“ bezeichnet), abgeladen und bis zur Decke geschlichtet werden. Im Winter wurde das eingelagerte Getreide dann direkt auf dem Boden der Tenne gedroschen. Weiteren Stapelplatz bot der durch eine gebretterte Balkenlage abgetrennte und einen Kniestock erhöhte Dachraum, welcher über eine quadratische Öffnung im Bretterboden oberhalb der Tenne beschickbar war. Hier wurde wohl in der Regel das Heu eingelagert. Ein im Gebälk darüber, direkt unter dem First eingebauter Getreideboden für die bereits gedroschene Körnerernte, wie er im Altmühlgebiet sonst sehr verbreitet war, scheint im Pittmannsdorfer Stadel nicht vorhanden gewesen zu sein.

Bisweilen gab es in Scheunen auch separierte Räume, die anderen wichtigen Funktionen wie etwa der Futterzubereitung vorbehalten waren. Im Falle des Pittmannsdorfer Stadels wurden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Beispiel nachweislich Tiere gehalten. In einem im Oktober 1835 entstandenen sogenannten Liquidationsprotokoll wird das Anwesen, das damals übrigens immer noch den Hausnamen „beim Reitner“ trug, wie folgt beschrieben: „Wohnhaus und Stall unter einem Dache, dann Stadel mit eingebautem Schaafstall, ferner Schweinestall, Backofen und Waschküche, Hofraum mit einer Hülle und einem Wurzgärtl.“

Ausschnitt aus dem sogenannten Liquidationsprotokoll für den Reitnerhof, 1835 (Quelle: Vermessungsamt Hemau)

Da die Landwirtschaft von den Vorbesitzern schon seit längerem aufgegeben worden war, lag eine besondere Herausforderung der jüngsten Instandsetzungsmaßnahme darin, eine neue, ebenso denkmalgerechte wie zukunftsfähige Nutzung für die Scheune zu finden. Angesichts deren verkehrstechnisch günstiger Lage hat sich die JuraMarktStadel eG schließlich dazu entschieden, in Pittmannsdorf einen Standort für die Direktvermarktung vornehmlich regionaler landwirtschaftlicher Produkte mit Hilfe von Automaten und festen Markttagen zu schaffen (→Projekt). Sie verfolgt dabei keine Gewinnerzielungsabsichten, sondern möchte den Direktvermarktern im westlichen Landkreis Regensburg zu fairen Konditionen einen interessanten gemeinsamen Absatzweg mit all seinen Synergien bieten.

Blick auf die Verkaufsautomaten im Stadel, 2022 (Foto: Johannes Paffrath)

Mit der Gesamtinstandsetzung und dem innovativen neuen Nutzungskonzept konnte die herausragende kulturgeschichtliche und bauhistorische Qualität des Jurastadels im originären sozialen und kulturellen Umfeld wieder erlebbar gemacht werden. Die Verbindung von Denkmalschutz mit Direktvermarktung hat Modellcharakter, denn am Pittmannsdorfer Stadel wird sichtbar, welches Potenzial in vermeintlichen Abbruchobjekten stecken kann.